Ivo Wittich
*um 1455 in Hammelburg (Unterfranken), † 4.12.1507
Jurist und Historiker

Ivo Wittich wurde um das Jahr 1455 in Hammelburg (Unterfranken) geboren. Ab dem Sommersemester 1473 absolvierte er in Leipzig ein Studium, das er 1476 mit dem Baccalaureus abschloss. Nach Absolvierung der „Artes“ studierte er kanonisches Recht und promovierte in Leipzig, eventuell erst in Italien, wo er sich 1490 aufhielt. Etwa in den Jahren 1485 - 1487 befand er sich in Magdeburg und gehörte zu den Lehrern des späteren Kurfürsten Herzog Ernst von Sachsen.

Anschließend kam er nach Mainz, wo er 1491 als erzbischöflicher Rat in die Dienste des Mainzer Kurfürsten Berthold von Henneberg trat. In dieser Eigenschaft war er für Hofgeschäfte zuständig und amtierte ab 1495 als Beisitzer am neu errichteten Reichskammergericht. 1499 übernahm Wittich die Professur für Kirchenrecht an der Mainzer Universität, 1501 wurde er Universitätskanzler, 1504 Rektor der Universität.

Nach einer in der Forschungsliteratur weit verbreiteten Ansicht stiftete er im gleichen Jahr (1504) den ersten Lehrstuhl für Geschichte an der Mainzer Universität und besetzte die Professur mit dem Humanisten Bernhard Schöfferlin. Diese These wurde von F. W. E. Roth um 1900 aufgestellt und in späteren historischen Untersuchungen zu Wittich und der Geschichte der Mainzer Universität größtenteils ungeprüft übernommen. Die Quellenlage ist hier jedoch keineswegs eindeutig und wurde von Roth wohl falsch interpretiert. Die Einrichtung des Lehrstuhls kann zwar auf Wittich zurückgeführt werden, zeitlich aber nicht näher eingegrenzt werden als auf die Jahre 1504 bis 1507. Eventuell handelte es sich um eine testamentarische Stiftung nach Wittichs Tod 1507. Auch eine Berufung Bernhard Schöfferlins in die neu geschaffene Professur im Jahr 1504 ist mehr als unwahrscheinlich. Schöfferlin war aufgrund seiner Livius-Studien zwar ein naheliegender Kandidat, ist aber vermutlich bereits im Jahr 1501 verstorben. Darüber hinaus wäre die Geschichtsprofessur für ihn sozial völlig unangemessen gewesen, denn mit 20 Gulden war sie die am niedrigsten besoldete an der Artistenfakultät. Schöfferlin hatte zuvor am Reichskammergericht ein Gehalt von 300 Gulden erhalten.

Wittich arbeitete nach Bernhard Schöfferlins Tod an dessen unvollendeter deutscher Darstellung der römischen Geschichte weiter. Er fügte den bereits fertig gestellten beiden Kapiteln ein eigenes hinzu. Dabei entschied sich Wittich gegen die Vorgehensweise Schöfferlins und seiner allgemeinen Darstellung und ergänzte das Werk um eine geschlossene Übersetzung der 4. livianischen Dekade. Er veröffentlichte das Buch unter dem Titel „Romische Historie vß Tito liuio“.



Red. Bearb. Juliane Märker, Sarah Traub

Literatur:

  • Ludwig, Walther: Römische Historie im deutschen Humanismus: über einen verkannten Mainzer Druck von 1505 und den angeblich ersten deutschen Geschichtsprofessor. Göttingen 1987.
  • Roth, F. W. E.: Beiträge zur Mainzer Schriftstellergeschichte des 15. und 16. Jahrhunderts. In: Der Katholik 78 (2) 1898. S. 97ff.
  • Worstbrock, Franz Josef: Wittich, Ivo. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters – Verfasserlexikon (Bd. 10). Berlin/New York 1999. Sp. 1290ff.
  • Institut für geschichtliche Landeskunde (Hrsg.): 2000 Jahre Mainz. Geschichte der Stadt -digital. Mainz 2001. CD-ROM

Aktualisiert am: 14.04.2016

 
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